4. April 2014

Die Farbe der Worte


Achtung Gedankengänge


Basteln ist eine Hobbytätigkeit, die aus dem spielerischen Ausüben verschiedener Handwerksdisziplinen besteht. Als didaktisches Konzept der Früherziehung findet Basteln im deutschsprachigen Raum im Rahmen des Werk- und Textilunterrichts Platz. (Wikipedia)

Manche Worte vermitteln dem Zuhörer eine ganz gewisse Richtung, eine Färbung, eine Weisung. So ist das Wort basteln für mich nicht neutral und ich möchte es eigentlich gar nicht verwenden.. zumindest nicht für das, was ich tue. Um euch mal näher zu erläutern, was ich meine.. Wenn Basteln das Gesamtpuzzle ist, dann besteht es für mich aus lauter Teilen wie: Kindlich, unprofessionell, unqualitativ, herstellend aber nicht zwangsläufig kreativ, Papier Schere Kleber, unedel, nicht wertvoll

Dabei stellen wir doch alle immer wieder kleine Schätze her. Wir beginnen mit etwas indem wir uns die Materialien besorgen, ein erstes ausprobieren, vielleicht nach einer Schritt-für-Schritt-Anleitung und das Ergebnis kann schön sein, muss aber nicht, hat dann trotzdem einen emotionalen Wert. Das kann man vielleicht noch als basteln bezeichnen. Aber dann nimmt es irgendwann ein deutlich professionelleres Niveau an. Und ganz egal, ob wir das beruflich machen (um es zu verkaufen) oder um uns selbst und unsere Lieben zu beschenken, es macht in der Qualität der Arbeit keinen Unterschied. Mit genügend Motivation und Einarbeitung kann jemand der etwas als Hobby betreibt genauso gut sein, wie jemand der etwas beruflich gelernt hat. Im kreativen ist Grafiker da wohl das beste Beispiel. Jemand, der seinen ganz eigenen Stil und unmengen Talent mitbringt kann deutlich bessere Ergebnisse abliefern als jemand, der das studiert hat aber dem die Phantasie fehlt.
Und basteln.. niemand würde zu einem Goldschmied sagen, er hätte Schmuck gebastelt.
Etwas zu basteln nimmt Dingen die Wertigkeit, ganz egal ob sie verkauft werden sollen oder nicht. Wir vermitteln dem Gegenüber was er von unseren Werken zu halten hat in der Art, wie wir selbst darüber sprechen.

Ich finde es einfach schade, wie sehr viele immer wieder ihre Werke unter Wert verkaufen. Der selbstgestrickte Schal bringt den Charm mit weniger wert zu sein als ein gekaufter und der selbstgenähte Rock ist ja auch nur selbstgemacht.. aber wenn das gleiche Stück im Laden hängt, ist es viel wertvoller, weil jemand ein Preisschild drangehängt hat und man nicht weiß, dass die Nachbarin ihre Finger im Spiel hatte. Und dass ein Designer, der auf seiner Homepage Einzelstücke für viel Geld verkauft, genausoviel Energie und Arbeit in etwas steckt, wie die Oma, die selbstgestrickte Schals verschenkt, ist dem Konsumenten gar nicht klar.

Ich wünsche mir sehr, dass Handwerk mehr geschätzt wird. Und das auch, wenn kein Diplom dahinter steckt. Und um ein Umdenken zu erreichen, ist es ein erster Schritt auf seine Wortwahl zu achten. Keine Verniedlichungen, kein Klein machen, seid stolz auf das, was ihr erschafft. Lieber gestalten, schaffen, kreieren, erschaffen und herstellen statt basteln.

amen...




3 Kommentare:

  1. Deine Worte kommen mir sehr bekannt vor, genau das hab ich im Studium immer wieder gehört. Kann es voll und ganz nachvollziehen. Wir wurden auch immer darauf hingewiesen den Kindern bereits in der 2ten Klasse den Unterschied zwischen "gestalten" und "basteln" näher zubringen.

    Was in meinen Ohren ein absoluter Albtraum ist wenn das wundervolle Handwerk des Töpferns mit Tonen beschimpft.

    Mir ist persönlich oft genug aufgefallen dass selbstgemachte Sachen nicht wert geschätzt werden. Manchmal werden Menschen die nicht alles von der Stange kaufen wollen sondern auf selbst hergestellte Sachen mit ihrer individuellen, persönlichen Note tragen wollen belächelt. So ging es mir beim letzten Klassentreffen und das obwohl der Textil- und Werkunterricht fest zu unserer Ausbildung gehörte.

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  2. Du hast schon Recht, dass basteln eine unprofessionelle Konnotation hat. Andererseits wünscht du dir, dass man die Tätigkeit "gestalten" nennen soll auch ohne Ausbildung dahinter (oder bezieht sich dein Satz nur auf Studium? Was macht ein Studium so anders als eine Ausbildung?). Also möchtest du, dass laienhaft (=nicht dafür ausgebildetes) hergestelltes genauso betrachtet wird, wie professionelle (= von dafür Ausgebildeten, egal ob durch Studium oder Lehre etc)? Das verstehe ich nicht.

    Meine Sachen sind selbstgemacht, aus dem Antrieb etwas (für mich) schönes zu kreieren. Meine Kollegen bewundern meine Arbeit, die aber trotzdem eine Laienarbeit bleibt - immerhin bin ich Biologin und nicht Schneiderin oder Modistin oder Silberschmiedin. Und sie darf es auch sein. Mich stört die Konnotation nicht, für mich bedeutet sie eher "mit mehr Liebe hergestellt" als "schlecht".

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    1. ich meinte generell dass eine Arbeit abgewertet wird, sobald keine Ausbildung/Studium, an einer Schule oder durch einen Lehrer erfolgt ist. Lernen tut mans ja trotzdem. Nur eben im Selbststudium. In anderen Ländern ist das anders und da findet keine Wertung statt, solange man seine Sache gut macht. Laie klingt für mich auch abwertend. Ich arbeite im Büro, hab aber etwas anderes gelernt, was nicht heißt, dass ich meine Arbeit nicht genauso gut mache, wie jemand, der Bürokrauffrau gelernt hat. Im Gegenteil, ich bringe sogar noch zusätzliche Qualifikationen mit. Es kommt auch immer auf das Umfeld an. Ich bekomme einfach immer wieder den Eindruck, dass grade "mit Liebe hergestelltes" für andere der Freibrief zu sein scheint, dass man Ihnen ja auch mal was machen kann.. kostenlos natürlich, weil man ja Spaß dran hat. Oder auf ebay am liebsten geschenkt. Aber sobald ein Label dran hängt, sind die Leute bereit viel mehr dafür zu geben. Natürlich gibt es immer auch Ausnahmen und es ist sowieso jedem selbst überlassen wie er mit seinen Werken umgeht. Für mich macht es grade einen riesen Unterschied, ob ich sage "ich bastel mit Fimo" oder "ich modelliere Schmuckstücke". und darüber bin ich dann ein wenig abgedriftet in das Thema Wertschätzung von Selbstgemachtem.

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